Montag, 13. März 2017

Höhliskiing 2oI7

Höhliskiing… Wer nun denkt, dass wir den Ausgangspunkt unserer Tour mit einem Hubschrauber erreichten, der irrt! Wie bei jeder anderen Skitour waren wir auch diesmal mit dem Auto unterwegs –es sollte aber keine gewöhnliche werden. Sechs wackere Gamsen beschlossen ursprünglich an der Tour teilzunehmen. Tatsächlich waren es dann doch nur vier: Bernhard, Harald, Hermann und Roland. Einer war krank geworden und einem weiteren war die Abfahrtszeit wohl einfach zu früh.
Nachdem wir um acht Uhr Graz verlassen hatten, machten wir uns circa um neun Uhr, perfekt im Zeitplan liegend, von der Gsollkehre aus auf den Weg.
Die ersten Meter ging es zum warm werden gemütlich flach, vorbei an Hütten und verlassenen Forststraßen, in das Gsolltal. Und warm konnte es einem werden. Die Temperaturen waren doch sehr frühlingshaft. Auch von den im Wetterbericht prognostizierten orkanartigen Windböen merkte man im geschützten Tal nur wenig. Auch wenn es gemütlich war in das leicht geneigte Tal zu gleiten, so waren wir vier Gamsen doch auf ein wenig mehr aus. Am Ende des Tales und am Fuß der Frauenmauer angelangt wartete steileres Gelände auf uns. In Spitzkehren und einem weitläufigen S ging es hinauf zum Höhleneingang. Kurz unter dem Höhleneingang machten wir eine Pause. Weil sich das für eine Rast ja auch gehört, dass man unterhalten wird, so musste natürlich ein Missgeschick passieren. Mir fiel das leere Sackerl meiner Felle die letzte „Steilstufe“, circa 50 Höhenmeter, hinunter. So konnten sich die anderen amüsieren und davon überzeugen, dass meine Abfahrtstechnik mit Fellen noch Optimierungspotential bietet.
Nachdem die extra Höhenmeter geschafft waren, erreichten wir den westlichen Höhleneingang. Hier wurden die Ski (oder das Splitboard) auf die Rucksäcke geschnallt und die Stirnlampen ausgepackt. Wer nun glauben möchte, Missgeschicke passieren nur den unerfahreneren Gamsen, der irrt. Unser ehrenwerter Tourenführer packte seine Stirnlampe aus und siehe da, sie funktionierte nicht. Nach langem hin und her konnte er sie dann zum Glück doch noch zum Leuchten bringen.
Der Einstieg in die Höhle zeigte sich schwieriger als gedacht. Es hatte sich doch eine beachtliche Schicht Eis gebildet. Da jeder von uns aus Gewichtsgründen auf Steigeisen verzichtet hatte, wurde es zu einer rutschigen Angelegenheit, bis wir festen, felsigen Boden unter den Schischuhen hatten. Gleich in der Nähe des Westeinganges gibt es eine Höhlensackgasse, die im Winter auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Man findet dort riesige, faszinierende Eiszapfen, die wie Tropfsteine von der Decke, aber auch vom Boden wachsen.
Um die beiden unerfahreneren Gamsen in Bezug auf ihren Orientierungssinn zu testen, wurden wir fürs Erste an die Spitze der Gruppe gestellt und sollten den richtigen Weg finden. Natürlich ließen wir keine Möglichkeit aus die falsche Abzweigung zu nehmen. So spendierten wir uns, an einer Stelle an der die Höhle kurz doch recht eng wird, auch eine kleine Klettereinlage - natürlich in eine falsche Nische.
Nachdem wir uns bereits über 30 Minuten in der Höhle befanden und uns langsam an die Finsternis und die Einsamkeit gewöhnten, sahen wir seltsame Lichter in der Ferne haschen. Waren das unsere eigenen Stirnlampen oder hatten wir uns getäuscht? Nein. In der Tat kamen uns zwei Tourengeher entgegen. Eine sehr skurrile Zusammenkunft. Jeder mit Tourenski (oder Splitboard) am Rucksack und erstaunt darüber an diesem Ort andere Menschen zu treffen.
Nach diesem unerwarteten Treffen hatten wir keinen weiten Weg mehr vor uns. Schon bald leuchtete gleisend das Tageslicht in die letzte große Höhlenhalle. Auf den Bänken vor dem Osteingang wurde eine kleine Jausenpause eingelegt und das weitere Vorgehen diskutiert. Einstimmig entschieden wir uns dazu auf der Ostseite abzufahren und unten nochmals aufzufellen. Im Nachhinein war dies bestimmt die beste Entscheidung, da wir uns so eine Querung des steilen Osthanges ersparten. Nach einer feinen Abfahrt mit gemischten Schneeverhältnissen, die großteils aber sehr gut waren, erreichten wir wieder den Talboden. Von dort wurde der Schnee weicher und das Zurücklegen der letzten Meter zum Auto wurde nochmals intensiver.

Im Gasthaus Meisenbichler in Traboch gab es dann für mich, zum gemütlichen Ausklang einer wirklich tollen Tour, die legendäre Fuhre Mist. Auch wenn wir unsere Destination nicht mit einem Hubschrauber erreichten, so war es doch ein faszinierendes und wunderschönes Erlebnis durch die mit riesigen Eiszapfen verwachsene Höhle zu steigen.  

Bernhard Guggenberger